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Mann und Frau (Teil 2)

· Autor: Thomas · Lesezeit: ca. 7 Min.

Männer und Frauen haben unterschiedliche emotionale Bedürfnisse, das zeigen auch Studien von Shaunti Feldhahn. Die Bibel kann uns helfen, ein besseres Verständnis für das andere Geschlecht zu entwickeln. Christlichen Ehepaaren hilft der gemeinsame Glaube an Jesus.

Dieser Artikel ist Teil der Reihe “Mann und Frau”. Aktuell gibt es noch einen weiteren Beitrag zu diesem Thema: Mann und Frau (Teil 1)

Wenn man heutzutage die Nachrichten, zumindest hier in Deutschland, verfolgt, scheint es viel Diskussion über die Geschlechter und deren Umgang miteinander zu geben. Die Bibel macht ein paar klare Aussagen, wie Mann und Frau zueinander stehen (sollen). Doch wie passen diese in unsere heutige Zeit?

Rosenkriege

Wie einige wissen, habe ich schon ein Kind, ohne verheiratet gewesen zu sein. In diesem Zusammenhang habe ich auch viele Gespräche mit anderen Betroffenen geführt, die sich in schlimmen familiären Trennungssituationen befanden. Ich hatte den Eindruck, an manchen Stellen tobt wirklich ein Krieg zwischen Mann und Frau.

Gerade wenn es um Kinder geht, die man naturgemäß nicht aufteilen kann, fühlt sich schnell einer der beiden Eltern – oder eben auch beide – benachteiligt, und es werden Argumente laut, wo die Politik das eine oder andere Geschlecht unfair bevorzugen oder benachteiligen würde.

Gerne werden dann Statistiken zitiert, wonach Männer häufiger bei Arbeitsunfällen sterben als Frauen oder Frauen weniger Rente bekommen als Männer und so weiter. Doch als Christ frage ich mich vor allem: Wie können wir den persönlichen Umgang miteinander am besten gestalten?

Die Bibel

In der Bibel finden wir hauptsächlich im Epheserbrief in Kapitel 5 einen Überblick der Ratschläge, wie sich christliche Männer und ihre Frauen zueinander verhalten sollen. Der Apostel Paulus schrieb dort Folgendes, ursprünglich an die christliche Gemeinde in Ephesus gerichtet:

Ordnet euch einander unter in der Ehrfurcht des Christus:
Die Frauen den eigenen Männern, wie dem Herrn,
denn der Mann ist das Haupt der Frau,
wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist.

Nachdem er diesen Vergleich erläutert hat, schreibt Paulus weiter:

Ihr Männer, liebt die Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie aufgegeben hat.

(Zum Weiterlesen: Epheser 5,21-33; Kolosser 3,18-19; 1. Petrus 3,1-7)

Wie können wir diese Verse heute verstehen und anwenden? Sollen Frauen zu bloßen Befehlsempfängern ihres Mannes werden? Sollen Männer ihre eigenen Vorstellungen aufgeben und alles nach ihrer Frau ausrichten? Und wie passt das beides überhaupt zusammen?

Perspektivwechsel

An dieser Stelle fand ich es hilfreich, die Perspektive von einer strukturellen Betrachtung (wer steht über oder unter wem) auf die emotionale Ebene hinzulenken. Was bewirkt es gefühlsmäßig beim Partner, wenn wir uns so verhalten, wie Paulus es schildert?

Dabei waren mir die zwei Bücher Männer sind Frauensache und das Gegenstück Frauen sind Männersache (im englischen Original: For Women Only und For Men Only) von Shaunti Feldhahn und ihrem Mann Jeff eine Hilfe.

Die beiden Bücher zeigen charakteristische Denk- und Verhaltensmuster von Männern und Frauen auf, um dann jeweils Tipps für das andere Geschlecht zu geben, wie man gut damit umgehen kann.

Die dort dargestellten Erkenntnisse basieren im Wesentlichen auf repräsentativen Umfragen aus den USA, an deren Durchführung auch Dr. Chuck Cowan mitgewirkt hat, der zuvor bereits die Entwicklung von Befragungen beim Census Bureau (vergleichbar mit dem Statistischen Bundesamt in Deutschland) leitete.

Im Rahmen dieses Blogartikels kann ich die Bücher natürlich nicht in Gänze wiedergeben, aber ich werde drei wesentliche Beispiele herausgreifen, um die emotionale Perspektive hinter den biblischen Ratschlägen von Paulus zu veranschaulichen.

Männer …

Eine wesentliche, überraschende Erkenntnis in Shauntis Buch über Männer ist, dass sich Männer (zumindest in der statistischen Mehrheit) vor allem dann geliebt fühlen, wenn sie sich respektiert fühlen.

Für Männer ist Respekt mit Liebe gleichzusetzen. Einige der Männer hatten sogar Mühe, die Umfragen richtig zu beantworten, wenn es darum ging, Respekt und Liebe voneinander zu unterscheiden.

Männern sei es zum Beispiel besonders wichtig, Dinge selbst zu ergründen – etwa das Bücherregal ohne die Anleitung aufzubauen. Wenn sich seine Frau nicht bewusst ist, dass dahinter ein emotionales Bedürfnis nach Freiheit und Abenteuer steht, stichelt sie ihn vielleicht, weil es deswegen länger dauert.

Laut den Umfragen reagieren Männer auf solche Geringschätzung häufig mit Wut – für sie sei es so, als ob man einer Frau in der Öffentlichkeit sagen würde, sie habe fünf Kilo zugenommen.

Das bedeutet, eine Frau wird vor allem dann eine harmonische Beziehung mit ihrem Mann erleben, wenn sie ihm das Gefühl gibt, respektiert zu sein. Und hier sehe ich eine Parallele zu den Ratschlägen von Paulus: Eine “Führungsposition” inne zu haben geht normalerweise mit Respekt einher.

Ich möchte die Theorie aufstellen, dass der emotionale Aspekt dabei wesentlich ist: Wenn ein Mann zwar formal das Familienoberhaupt ist, aber seine Frau sich hinter verschlossenen Türen über ihn lustig macht, wird diese Ehe nicht im Guten enden.

Im Gegensatz dazu kann ein Mann es unbeschadet überstehen, eine wichtige, gesellschaftlich anerkannte Position zu verlieren, wenn ihm seine Frau emotional den Rücken stärkt und ihn nach wie vor begehrt. Es kann schon viel bewirken, wenn eine Frau ihren Mann im Bekanntenkreis für kleine Dinge lobt, die er in der Familie, im Haushalt oder Beruf kürzlich gemeistert hat.

… und Frauen

Jeff schreibt in dem Buch über Frauen, dass Männer dazu neigen, eine Heirat wie eine Transaktion zu betrachten, die in sich abgeschlossen ist: Nun hat Mann es endlich geschafft, die Frau seiner Träume zu erobern und kann sich entspannt zurücklehnen.

Frauen dagegen beschäftigen sich laut den Umfragen, auch wenn sie an sich glücklich verheiratet sind, permanent mit der Frage, wie es um die Beziehung zu ihrem Mann steht, und hegen in ihrem Inneren immer wieder Zweifel, ob er sie wirklich (noch) liebt.

Während Frauen ihre emotionalen Probleme hauptsächlich dadurch bewältigen, dass sie sich mit anderen austauschen, haben Männer die Tendenz, sich zurückzuziehen und in Ruhe über ihre Probleme nachzudenken.

Daraus können kritische Situationen entstehen, wenn es zum Beispiel zu einem Streit kommt, in dem die Frau ihre Unsicherheit über die Ehe zur Sprache bringt und der Mann sich zurückziehen will, um die Probleme zu reflektieren. Die Frau erlebt die Situation durch die (emotionale) Abwesenheit des Mannes als noch problematischer, wenn er ihr nicht das Gefühl geben kann, trotz des Streits noch geliebt zu sein.

Paulus schreibt dazu, Männer sollen ihre Frauen lieben, “wie Christus die Gemeinde liebt”. Wie liebt Jesus denn? Ganz sicher zieht sich Gott nicht “zur Beratung zurück”, wenn wir mit unseren Sorgen zu ihm kommen. Gott ist im Gebet immer erreichbar. Als Christen wissen wir, dass Gott uns auch in schwierigen Situationen liebt.

An diesen Eigenschaften sollen sich Männer “eine Scheibe abschneiden”: König David greift zum Beispiel in den Psalmen immer wieder das Motiv der “sicheren Burg” auf. Gott ist für ihn wie ein beständiger Ort, an dem er immer Schutz suchen kann.

Genauso sollen Männer für ihre Frauen ein sicherer Ort sein, der ihnen im stürmischen Leben vor allem einen emotionalen Halt bietet. Kleine Gesten und Worte innerhalb des Alltags seien dabei besonders wichtig, um die Beziehung immer wieder neu zu beleben.

Die “kleinen” Dinge

Ein weiteres Beispiel aus dem Buch ist die Begebenheit mit dem Kaminanzünder: Beim Abendessen mit einem befreundeten Ehepaar spielen die Kinder noch. Neben dem Kamin im Wohnzimmer liegt der elektrische Anzünder, dessen Flamme für die Kinder gefährlich werden könnte.

Männern gelingt es oft, solche aus ihrer Sicht “kleinen” Dinge einfach auszublenden: In dieser Situation meint der Mann, der Anzünder wäre sicher, weil die Kinder sowieso noch nicht genügend Kraft hätten, ihn zu betätigen, und sie beginnen mit dem Essen.

Doch laut den Studien funktioniert das Gehirn bei Frauen in diesem Punkt anders: Frauen beschäftigen sich statistisch häufiger mit kleinen und großen Gedanken aus der unmittelbaren oder auch weiter zurückliegenden Vergangenheit, die sie nicht so leicht ignorieren können. (Jeff vergleicht es mit nervenden Werbe-Popups am Computer.)

Darauf folgt der Tipp, solche emotionalen Anfragen der Frau ernst zu nehmen, auch wenn sie “objektiv” unwichtig erscheinen. In dieser Situation war die Lösung, den Anzünder eben doch außer Reichweite der Kinder zu legen, damit schließlich alle das Essen unbeschwert genießen konnten.

Auch hier sehe ich eine Parallele zur Liebe Gottes: Gott ist sich nicht zu schade, sich um die “kleinen” Anliegen der Menschen zu kümmern. Als Schöpfer der Welt könnte er auch einfach oben im Himmel bleiben und sich denken: Was kümmert mich meine Schöpfung von gestern?

Aber Gott ist anders: Er hat sich in Jesus aufgeopfert, um das Problem der Menschheit zu lösen. Gott hat sich zu den Menschen “herabgelassen” – so eine demütige Haltung benötigen wir auch im Umgang miteinander, um den Frieden zwischen Mann und Frau zu bewahren.

Jesus

Shaunti und Jeff Feldhahn machen kein Geheimnis daraus, dass sie selbst Christen sind. Ihre Bücher sind allerdings weltanschaulich neutral geschrieben. Sie beschränken sich im Wesentlichen auf die objektiven Ergebnisse und praktische Tipps, sodass auch Nichtchristen davon profitieren können.

In Bezug auf christliche Ehepaare, an die sich Paulus im Epheserbrief wendet, gibt es aber noch einen weiteren Aspekt: Jesus ist das Haupt der christlichen Gemeinde – und damit auch der einzelnen Ehepartner. So besteht eine christliche Ehe dann im Grunde aus drei Personen – nicht nur Mann und Frau, sondern auch Gott.

Wie wir an den Beispielen gesehen haben, haben Männer und Frauen auf emotionaler Ebene unterschiedliche Bedürfnisse. Weder Mann noch Frau haben dabei bessere Startbedingungen – beide müssen zunächst die Unterschiede des anderen verstehen und akzeptieren, damit sie entsprechend handeln können.

Keiner der beiden Partner ist also perfekt und beide benötigen die Unterstützung des anderen. Als Christen haben wir die Hoffnung, dass wir bei diesem Vorhaben nicht auf uns allein gestellt sind, sondern Gott selbst den Anfang gemacht hat.

Wenn beide Ehepartner nicht nur ihr persönliches Leben auf Jesus ausrichten, sondern auch ihre Ehe, dann wird er auch für das gemeinsame Leben zum Ziel und gleichzeitig zum Kraftgeber. Er verleiht der Ehe einen Sinn, der über die Zweisamkeit hinausgeht.