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Mann und Frau (Teil 1)

· Autor: Thomas · Lesezeit: ca. 7 Min.

Die (monogame) Ehe ist im Christentum nicht einfach eine Vorschrift. Die einzelnen Lebens­stationen wie Verlobung und Hochzeit stehen sinnbildlich für den Weg zu einer Beziehung mit Gott. Beim christlichen Glauben geht es darum, sich ihm dauerhaft hinzugeben.

Dieser Artikel ist Teil der Reihe “Mann und Frau”. Aktuell gibt es noch einen weiteren Beitrag zu diesem Thema: Mann und Frau (Teil 2)

Als jemand, der schon ein Kind hat, ohne verheiratet gewesen zu sein, kann ich wohl kaum als Vorbild dienen, wenn es um die Frage geht, wie Christen zur Ehe stehen. Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Thema überhaupt etwas Nützliches schreiben kann.

Ich könnte erklären, vor welche praktischen und emotionalen Herausforderungen es Eltern stellt, wenn sie nicht dauerhaft mit ihren Kindern im gleichen Haushalt leben. Ich kenne aber auch Christen, die zunächst mit bester Absicht in ihre Ehe gestartet, aber dann später doch gescheitert sind.

Jedenfalls sind das Beispiele dafür, dass Gott uns trotzdem wieder annimmt, wenn wir ihm unser Versagen gestehen. Dass unser Gott so gnädig ist, wäre sicher einen eigenen Artikel wert. Interessant ist aber vielleicht erst einmal zu erläutern, warum wir Christen am Ideal der Ehe festhalten, obwohl es uns offensichtlich nicht immer gelingt, ihm gerecht zu werden.

In diesem Artikel möchte ich einen Vergleich ziehen, wie der christliche Glaube mit der Idee der (monogamen) Ehe zutiefst verwoben ist. Die Ehe ist nicht einfach eine religiöse Vorschrift, sondern spiegelt in ihrem Wesen auch den Glauben an Gott und sein Wesen wider, wie ich anhand einiger Beispiele zeigen werde.

Jungfräulichkeit

Wenn heutzutage ein Mensch geboren wird, dann ist er zunächst einmal von Gott getrennt. Aus biblischer Sicht gab es den bedingungslosen, “direkten Draht” zu Gott nur während der Anfangszeit, als Adam und Eva noch im Paradies lebten und Gott direkt zu ihnen sprach.

In der heutigen “kaputten” Welt, in der sich die Menschen von Gott abgewandt haben, ist jeder erstmal auf sich allein gestellt. So verhält es sich auch im Beziehungsleben: Wenn ein Mensch zur Welt kommt, ist er, nach unserem kulturellen Verständnis, noch nicht verlobt oder verheiratet.

Erst nach einiger Zeit des Heranwachsens merkt ein junger Mensch, dass ihm ein Gegenüber fehlt. Für die meisten Menschen beginnt dann eine Suche nach einem passenden Partner. Dabei sehen wir uns hier und da um, bekommen vielleicht Ratschläge aus unserem Umfeld, aber eine feste Entscheidung für eine bestimmte Person haben wir noch nicht getroffen.

So ist es auch mit dem Glauben: Wenn wir merken, dass wir im weltlichen Leben ohne richtigen Halt sind, fangen wir an, nach einem höheren Wesen zu suchen. Vielleicht sind wir schon in einem Umfeld mit einer bestimmten Prägung aufgewachsen oder wir gehen auf religiöse Sinnsuche, bei der wir eine Weltanschauung finden möchten, die uns einen verlässlichen Halt gibt.

Traditionell bezeichnet “Jungfrau” eine Person, die sich auch körperlich noch nicht auf einen anderen Menschen eingelassen hat. In der heutigen Gesellschaft trifft das nur noch auf die wenigsten Menschen zu. Das spiegelt leider allzu gut wider, wie Gott die Menschen auf der Welt sieht.

Aus christlicher Perspektive hat sich jeder Mensch vor Gott schon Fehler eingehandelt, egal ob es nun eine körperliche Verbindung außerhalb der Ehe, eine Lüge oder etwas anderes gewesen ist. Von Jesus ist dazu der Ausspruch “der Sündlose von euch werfe den ersten Stein” aus der bekannten Szene mit der Ehebrecherin überliefert.

(Zum Weiterlesen: Johannes 8,1-11)

Verlobung

Bei der Verlobung kommt es zu einer konkreten Entscheidung. Nach einer mehr oder weniger langen Zeit der Suche wird uns schließlich eine Person geschenkt, mit der wir zusammenpassen, und wir kommen überein, den Rest unseres Lebens mit dieser Person verbringen zu wollen.

Diese Entscheidung ist beidseitig, sie muss auch von der anderen Person angenommen werden. Auf Gott übertragen: Auch Gott muss uns so, wie wir sind, mit unseren Fehlern, zunächst einmal annehmen, aber zu unserem Glück tut er das auch – wenn auch wir seine Gnade annehmen und ihm unsere Fehler eingestehen.

Für die Verlobung gibt es keine spezielle Vorschrift, wie sie genau passieren muss. Der wesentliche Punkt ist, dass zwei Menschen sich einig werden, heiraten zu wollen. Aus evangelischer Sicht spiegelt das den Grundsatz “Sola fide” wider, der betont, dass es auch bei Gott auf den persönlichen Glauben und nicht auf eine äußerliche Zeremonie ankommt.

Bei der Verlobung legen wir uns auf eine ganz bestimmte Person fest, die wir heiraten möchten. Genauso ist es auch, wenn wir zu Gott gefunden haben: Wir treffen eine Entscheidung für ihn, bei der wir uns zu ihm bekennen. So glauben wir als Christen an die Hoffnung, dass uns eine bestimmte Person, Jesus Christus, das ewige Leben im Himmel schenkt.

Wie der Apostel Paulus in seinen Briefen erklärt, erhalten Christen den Heiligen Geist als “Pfand” für ihre kommende Erlösung. Ähnlich ist es auch heutzutage noch üblich, dass bei der Verlobung ein Ring als Symbol für die Entscheidung überreicht wird, der bis zur Hochzeit getragen wird.

Die Verlobung ist (in den meisten Fällen) ein fester Entschluss, tatsächlich auch zu heiraten. Die Verlobungszeit dient nicht mehr dem gegenseitigen Prüfen, sondern vielmehr dazu, die Beziehung miteinander zu festigen und sich gemeinsam auf die beschlossene Hochzeit vorzubereiten.

Kommt es kurz vor der Hochzeit doch zum Scheitern der Verlobung, wird das als tragisches Ereignis gesehen, das man den Beteiligten nicht wünscht. So ist auch die Glaubensentscheidung für Jesus Christus ein fester Entschluss, das Leben mit ihm wirklich bis zum Ende zu gehen.

Verlobungszeit

Die Zeit zwischen der Verlobung und der Hochzeit ist noch nicht die Ehe selbst. Auch wenn beide Partner sich füreinander entschieden haben, befinden sie sich noch nicht tatsächlich in einer Ehe. Genauso befinden wir uns als gläubige Christen noch hier auf der Erde und noch nicht bei Gott im Himmel.

Wir erfahren noch nicht die ganze Freude des Himmels, aber wir können schon erahnen, wie das sein wird. Auch die Verlobungszeit ist eine Zeit der Vorfreude. Während wir schon Zeit mit dem Partner verbringen und diese auch genießen können, sehnen wir uns danach, schließlich ganz bei ihm sein zu können.

In gewisser Weise beginnt mit der Verlobung aber auch die eigentliche Prüfung. Obwohl bereits beide Partner eine feste Entscheidung füreinander getroffen haben, können nun neue Schwierigkeiten offenbar werden, die es zu meistern gilt. Vielleicht werden auch Zweifel an der Entscheidung für den Partner oder eben am Glauben laut.

So ist die Verlobungszeit eine Gelegenheit, den Partner mit seinen Eigenheiten besser kennen und verstehen zu lernen. Im Bild gesprochen lernen wir in unserem Leben als Christen auch Gott immer noch besser kennen, zum Beispiel indem wir in der Bibel lesen, und richten uns auf ihn aus, so wie wir uns auf unseren Partner einstellen.

Während wir als Christen schon die Sicherheit haben, in den Himmel zu kommen, sind wir auf dieser Welt trotzdem noch Versuchungen ausgesetzt, Fehler zu machen. Ähnlich gibt es auch in der Verlobungszeit gewisse Versuchungen, besonders was körperliche Nähe betrifft.

Hochzeit

Die Hochzeit markiert den Beginn der Ehe. Endlich ist es soweit: Jetzt erfüllt sich das Versprechen, das bei der Verlobung gegeben wurde. Die bis jetzt Verlobten kommen erstmals als Ehepartner zusammen. Die Hochzeit ist normalerweise mit einem Fest verbunden, das die große Freude darüber zum Ausdruck bringt.

Auch in der Bibel finden wir Hochzeiten beschrieben: Der Apostel Johannes berichtet in seinem Evangelium von dem Wunder, dass Jesus bei einer Hochzeit in der Stadt Kana das Wasser in den Krügen zu Wein verwandelt hat. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass es das erste Wunder ist, das Jesus vollbringt. (Zum Weiterlesen: Johannes 2,1-12)

Jesus selbst sagt auf der Hochzeit von sich, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei. Trotzdem lässt er sich überreden, den Wein zu erschaffen, damit die Gäste die Hochzeit angemessen feiern können. Das verstehe ich auch als Zeichen, dass Gott in dem Ereignis der Hochzeit eine besondere Bedeutung sieht.

Auch auf der Ebene des Glaubens gibt es ein Ereignis, bei dem das Versprechen von Gott an uns eingelöst wird: Mit der Auferstehung werden alle Verstorbenen wieder lebendig. Als Christen glauben wir, dass wir dann zu Gott in den Himmel kommen dürfen, um die Ewigkeit mit ihm zu verbringen. Auch das wird ein Ereignis voller Freude sein.

Ehe

Das ewige Leben im Himmel ist ein dauerhafter Zustand – wie der Name schon sagt, ist es für die Ewigkeit. Genauso ist auch die Ehe, im Hinblick auf das Leben hier auf der Erde, auf Dauer angelegt. Wer eine Ehe eingeht, tut das nicht in der Absicht, sie wieder zu beenden. So hat es auch Jesus selbst formuliert: “Was also Gott zusammengefügt hat, trenne der Mensch nicht.” (Zum Weiterlesen: Matthäus 19,1-12)

Im Himmel werden alle unsere Tränen abgewischt und wir werden in dauerhafter Glückseligkeit mit Gott leben können. Wir werden für immer Frieden haben. Auch wenn im Leben hier auf der Erde noch manches unklar erscheint, werden wir Gott im Himmel von Angesicht zu Angesicht sehen und die Dinge vollständig begreifen können.

So dürfen sich die Ehepartner in der Ehe auch endlich ganz aneinander erfreuen. Die Familie kann als Rückzugsort zum Trost für so manche Schwierigkeiten in der Welt werden. Auch die Ehepartner werden im Lauf ihrer Ehe immer vertrauter miteinander und sind üblicherweise die Personen, die einander am besten kennen.

Während uns im Himmel niemand mehr von Gott trennen kann, gibt es in einer Ehe zwischen zwei Menschen natürlich immer noch Herausforderungen, die mehr oder weniger groß sein können. Daher wird es im zweiten Teil dieser Artikelserie etwas praktischer um den Umgang zwischen Mann und Frau in der Ehe gehen.