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Was ist der Heilige Geist? (Teil 1)

· Autor: Thomas · Lesezeit: ca. 7 Min.

Der Heilige Geist gehört zur Dreieinigkeit. In der Geschichte Israels hatte er eine Vermittlerrolle zwischen Gott und den Propheten. Zur Zeit Jesu war er für viele Wunder verantwortlich. Auch heute noch leitet der Heilige Geist die gläubigen Christen durch ihr Leben.

Der Heilige Geist ist als “dritte Person” Gottes ein Teil der Dreieinigkeit. Während man sich Gott als Vater relativ leicht als Schöpfer der ganzen Welt vorstellen kann und Jesus als Sohn Gottes in menschlicher Gestalt hier auf der Erde direkt sichtbar gewesen ist, wird es beim Heiligen Geist schwieriger, sein Wesen und seine konkreten Aufgaben zu begreifen.

Das Thema “Heiliger Geist” wird bisweilen kontrovers diskutiert, was sich zum Beispiel in der einschneidenden Berliner Erklärung aus dem Jahr 1909 zeigt. Damit distanzierte sich die pietistische Gemeinschaftsbewegung mit scharfen Worten von der damals neu entstehenden Pfingstbewegung: Der Geist, den die Pfingstbewegung besonders betont, sei gar nicht der Geist Gottes, sondern wortwörtlich vom Teufel.

Historisch betrachtet wurde die Berliner Erklärung 100 Jahre später durch eine neue, gemeinsame Erklärung pietistischer und charismatischer Verbände für gegenstandslos erklärt, dennoch ist die Diskussion über das Thema, was genau den wahren Heiligen Geist ausmacht, in den verschiedenen christlichen Strömungen dadurch nicht abgeschlossen.

In dieser Artikelreihe möchte ich deshalb versuchen, das Thema differenziert zu betrachten, unabhängig von historischen Kontroversen und bestimmten Konfessionen. Zunächst werde ich in diesem ersten Artikel als Grundlage einige Aspekte des Heiligen Geistes beschreiben, über die größtenteils Einigkeit herrscht – erst im zweiten Teil werde ich auf gewisse kontroversere Aspekte zu sprechen kommen.

Öffentlich

Die Bibel zeigt uns, dass der Heilige Geist an verschiedenen Ereignissen beteiligt gewesen ist, die für die Weltgeschichte prägend waren. Zur Zeit des Alten Testaments betraf das hauptsächlich Gottes Wirken mit seinem auserwählten Volk Israel. Dabei begegnete der Heilige Geist bestimmten Menschen, den sogenannten Propheten, die an wichtigen Wendepunkten der Geschichte Israels auftraten.

Der Heilige Geist begegnete den Propheten dabei hauptsächlich in ihren Gedanken. Er übernimmt eine Art von Vermittlerrolle zwischen Gott im Himmel und den Propheten auf der Erde, indem er ihnen zeigt, was Gott vorhat und wie sie das dem Volk Israel mitteilen sollen. Im Gegensatz zu Engeln, die zu bestimmten Zeitpunkten mit einzelnen Botschaften erscheinen, begleitet der Heilige Geist einen Menschen meistens dauerhaft.

Dabei ist der Heilige Geist nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern kann bei vielen Personen gleichzeitig sein. Das spiegelt sich auch in dem Wort wider, das im hebräischen Originaltext für den Heiligen Geist verwendet wird: Das Wort ruach bedeutet wörtlich “Wind”. So wie ein Windhauch ist auch der Heilige Geist nicht genau lokalisierbar – wir können den Wind spüren, aber wir können nicht genau sagen, wo er beginnt und endet.

Das wahrscheinlich ungewöhnlichste Ereignis, das im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist beschrieben wird, betrifft den Weg, wie Jesus auf diese Erde kam. Die Bibel berichtet, dass Jesus keinen leiblichen Vater hatte, sondern direkt vom Heiligen Geist gezeugt wurde. So wird theologisch erklärt, wie Jesus ohne Sünde auf diese Welt kommen konnte – was nötig war, damit er bei seiner Kreuzigung die Sünde der Menschheit auf sich nehmen konnte.

Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Zeugung von Jesus durch den Heiligen Geist von der sogenannten “unbefleckten Empfängnis” zu unterscheiden ist. Die “unbefleckte Empfängnis” ist eine spezielle Lehre der römisch-katholischen Kirche, die besagt, dass auch Maria, die Mutter von Jesus, selbst ohne Sünde gewesen sei. Für diese Aussage gibt es aber keine Belege in der Bibel.

(Zum Weiterlesen: Lukas 1,26-38)

Bei der Taufe von Jesus durch Johannes den Täufer trat auch der Heilige Geist öffentlich in Erscheinung. Als Jesus nach der Taufe wieder aus dem Wasser stieg, kam der Heilige Geist in sichtbarer Form als eine Taube aus dem Himmel zu Jesus herunter und es war eine Stimme von oben zu hören, die sagte: “Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mich sehr freue!” Aus diesem Ereignis ist das heutzutage wahrscheinlich verbreitetste Symbol für den Heiligen Geist entstanden: eine Taube.

(Zum Weiterlesen: Matthäus 3,13-17)

Der Heilige Geist begleitete Jesus während seines ganzen Lebens hier auf der Erde. Durch ihn tat Jesus viele Wunder, wie zum Beispiel die Heilung eines Taubblinden. Dabei stellt Jesus gegenüber der religiösen Elite der damaligen Zeit klar, dass er von Gott geschickt wurde und den Taubblinden durch den Geist Gottes heilen konnte.

(Zum Weiterlesen: Matthäus 12,22-32)

Als sich für die Jünger von Jesus schließlich abzeichnet, dass er gekreuzigt werden und die Welt wieder verlassen würde, waren sie sehr bestürzt. Doch Jesus versprach ihnen mehrmals, dass er ihnen danach einen Unterstützer schicken würde: den Heiligen Geist. Der Heilige Geist würde die Jünger an alles erinnern, was Jesus ihnen gesagt hatte, und der Welt weiterhin zeigen, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

(Zum Weiterlesen: Johannes 14,15-31; Johannes 15,18-27; Johannes 16,5-15)

Das Versprechen von Jesus erfüllte sich schließlich am Festtag Pfingsten, nachdem er auferstanden und in den Himmel zurückgekehrt war. An Pfingsten erschien der Heilige Geist in Form von “Feuerzungen”, die auf die ersten Christen herunterkamen. Mithilfe des Heiligen Geistes konnten sie plötzlich in Fremdsprachen reden. Die Menschen in Jerusalem, egal aus welcher Region sie kamen, konnten nun in ihrer eigenen Sprache hören, wie die Christen Gott lobten.

(Zum Weiterlesen: Apostelgeschichte 2)

Durch dieses Sprachwunder an Pfingsten zeigte Gott auch, dass die Botschaft von Jesus nicht nur für das damalige jüdische Volk bestimmt war, sondern für alle Menschen, egal welche Sprache sie sprechen, auf der ganzen Welt. Die gute Botschaft von Jesus wurde aber nicht nur mündlich weitergegeben. Die wichtigsten Dokumente wurden später auch in Form der Bibel in einem Buch zusammengefasst, das wiederum in sehr viele Sprachen übersetzt wurde.

Die Bibel enthält Berichte vom Anfang der Menschheitsgeschichte, über Jesus als Retter, bis hin zu Voraussagen über das Ende der Welt und die Ewigkeit. Sie wurde über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten von unterschiedlichen Menschen verfasst, vom König bis zum einfachen Handwerker. Dass die Bibel trotzdem ein stimmiges Buch ergibt, erklärt sich dadurch, dass der Heilige Geist die Autoren beim Schreiben inspirierte.

(Zum Weiterlesen: Galater 1,11-12; 1. Thessalonicher 2,13; 2. Timotheus 3,16; 2. Petrus 1,19-21)

Persönlich

Der Heilige Geist war nicht nur für historische Ereignisse wichtig, sondern ist auch heute für jeden einzelnen Christen von Bedeutung: Die Bibel erklärt uns, dass wir Gott, wenn wir nicht an ihn glauben, eigentlich gar nicht verstehen können. Um aber an Gott glauben zu können, brauchen wir zumindest ein gewisses Verständnis davon, wer Gott ist und was Jesus für uns getan hat.

(Zum Weiterlesen: 1. Korinther 2,10-16)

An dieser Stelle kommt der Heilige Geist ins Spiel: An Gott zu glauben fühlt sich zunächst einmal wie eine bewusste Entscheidung an. Die Bibel erklärt uns aber auch, dass uns der Heilige Geist in diesem Moment zu Hilfe gekommen ist. Auch wenn wir es nicht gespürt haben, hat er uns bewusst gemacht, durch welche unserer Fehler wir von Gott getrennt sind und wo wir unser Leben ändern müssen.

(Zum Weiterlesen: Apostelgeschichte 10,44; 1. Korinther 12,3; 1. Thessalonicher 1,5)

In dem Moment, in dem wir unsere Fehler gegenüber Gott zugeben, er uns vergibt und wir verstehen, dass wir unser Leben nur durch seine Kraft wirklich verändern können, passiert etwas Besonderes: Der Heilige Geist “versiegelt” uns. Das Symbol des Siegels geht darauf zurück, dass von einem König versiegelte Anweisungen nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten.

(Zum Weiterlesen: Esther 8,8; 2. Korinther 1,21-22; 2. Korinther 5,5; Epheser 1,13-14)

Das Siegel des Heiligen Geistes bedeutet, dass wir als gläubige Christen nach dem Tod ganz sicher zu Gott in den Himmel kommen werden, um die Ewigkeit mit ihm zu verbringen. Damit uns das gelingt, leitet uns der Heilige Geist durch unser Leben. Was früher nur für auserwählte Propheten des Volkes Israel galt, erleben heute alle Christen, die Gott nach seinem Plan für ihr Leben fragen und danach handeln.

(Zum Weiterlesen: Römer 8,14; Galater 5,16-18; Galater 5,25)

Wenn der Heilige Geist dauerhaft bei uns “wohnt”, dann verändert er unseren Charakter und bringt viele gute Eigenschaften in uns hervor. Diese werden auch die “Früchte” des Geistes genannt. Der Apostel Paulus zählt folgende davon auf: Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit und Besonnenheit. An diesen Eigenschaften können wir erkennen, dass wir den Heiligen Geist haben.

(Zum Weiterlesen: Römer 8,9; 1. Korinther 3,16; 1. Korinther 6,19; 2. Timotheus 1,14 und Römer 5,5; Galater 5,22-23; 2. Timotheus 1,7)

Der Heilige Geist ist uns in verschiedenen praktischen Situationen in unserem Leben als Christen eine Unterstützung, so wie es Jesus den ersten Jüngern versprochen hat: Der Heilige Geist hilft uns, so zu leben, dass es Gott gefällt. Er hilft uns, wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen. Und er hilft uns auch, wenn wir nicht wissen, wie wir anderen von unserem Glauben erzählen sollen.

(Zum Weiterlesen: Apostelgeschichte 4,31; Römer 8,8-9; Römer 8,25)

Darüber hinaus gibt der Heilige Geist jedem Christen eine individuelle “Gabe”, ein Talent, mit dem er auch anderen Menschen etwas weitergeben kann. Diese Fähigkeiten sind vielfältig und reichen von praktischen bis zu theologischen Aufgaben. Das können zum Beispiel eine konkrete Position in der Gemeinde oder auch zwischenmenschliche Fähigkeiten sein, die wir ohne die Hilfe des Heiligen Geistes nicht ausüben könnten.

(Zum Weiterlesen: Römer 12,3-8; 1. Korinther 12,4-11; 1. Korinther 12,28)

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