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Warum die Bibel als Grundlage?

· Autor: Thomas · Lesezeit: ca. 6 Min.

Gott hat uns eine “Bedienungsanleitung” für das Leben hinterlassen, damit wir ihn finden können. Als Christen haben wir mit der Bibel eine gemeinsame Grundlage, die wir am besten verstehen, wenn wir auf ihre Zusammenhänge achten.

Wenn von einem wörtlichen Bibelverständnis die Rede ist, denken viele Leser zuerst an religiöse Fundamentalisten, die Plakate mit Hassbotschaften hochhalten und die gesamten Erkenntnisse der modernen Wissenschaft ablehnen.

Und ich kann es den Lesern nicht mal übel nehmen, denn solche Irrläufer gibt es, und sie werden von den Medien gerne zu einer Bedrohung aufgebauscht, obwohl es mindestens genauso viele Christen gibt, die die Botschaft von Gottes Liebe an die erste Stelle setzen.

Ich möchte in diesem Artikel kurz darlegen, warum ich die Bibel als Grundlage tatsächlich für eine vernünftige Position halte. Und das nicht einfach aus Tradition, weil ich nichts anderes kennen oder akzeptieren würde – im Gegenteil.

Eine übernatürliche Botschaft

Einen Großteil meiner religiösen Bildung habe ich am Anfang im konfessionellen Religionsunterricht erhalten, und zu meiner Schulzeit war es üblich, dass unsere Lehrer eine bibelkritische Position vertraten.

Auch später an der Uni habe ich diese Erfahrung gemacht: So wurde dann zum Beispiel die Bekehrung von Paulus, bei der er Jesus begegnete und sich sein Leben radikal zum Guten wandelte, zu einer Art “Migräneanfall mit Lichterscheinungen” abgewertet.

(Zum Weiterlesen: Apostelgeschichte 9,1-31; vgl. Apostelgeschichte 22,1-22; Apostelgeschichte 26)

Viele moderne Theologen stutzen an der Botschaft der Bibel herum wie an einer Hecke, bis es schließlich aussieht wie in einem französischen Garten, in dem alles fein säuberlich in ein wissenschaftliches Weltbild eingeordnet ist, und bloß nicht zu viel anstößig Übernatürliches übrig bleibt.

Ich bin mir sicher, dass diese Theologen das mit der besten Absicht tun, die christliche Botschaft zu bewahren. In unserer heutigen, von der rationalen Weltanschauung der Aufklärung geprägten Zeit, kann man Menschen den Glauben natürlich leichter näher bringen, wenn sie ihr naturwissenschaftliches Weltbild dafür nicht in Frage stellen müssen.

Aber mich persönlich hat diese Sichtweise nicht überzeugt. Wenn dann zum Beispiel gesagt wird, dass Jesus am Kreuz gar nicht wirklich gestorben ist, sondern nach der Kreuzigung nur in einer Art Koma gelegen hat und deshalb zwei Tage später wieder aus dem Grab auferstehen konnte, stellt das letztendlich den Glauben an sich in Frage.

Wenn Jesus nicht wirklich vom echten Tod wieder auferstanden ist, wie könnten wir Christen dann glauben, dass er auch uns eines Tages vom Tod wieder auferwecken wird? Mit so einer Argumentation wird der biblischen Botschaft ihre Kraft und damit auch die Hoffnung auf einen übernatürlichen Retter genommen.

Wenn wir an einen allmächtigen Gott glauben, der die Welt erschaffen hat und der Tote wieder lebendig machen kann, dann müssen wir auch glauben, dass er in der Lage ist, die von ihm geschaffenen Naturgesetze bei bestimmten Ereignissen zu überwinden, auch wenn es “nur” um kleine Wunder wie die Verwandlung von Wasser in Wein geht.

(Zum Weiterlesen: Johannes 2,1-12; vgl. Lukas 16,10)

Der Weg zur Quelle

Viele wissen, dass ich in der IT-Branche arbeite. In unserem Arbeitsalltag finden wir uns häufig in der Situation wieder, dass sich ein Programm ganz anders verhält, als man das erwarten würde. Klar – die Experten werden meistens dann gerufen, wenn etwas schief geht.

In so einer Situation ist unser erster Reflex, den Quellcode aufzurufen – also die eigentliche Programmierung hinter der Oberfläche zu betrachten, um herauszufinden, warum das seltsame Verhalten zustande kommt, so lange bis wir eine Erklärung dafür gefunden haben.

Genauso ergibt es für mich Sinn, beim Glauben auf die “Quelle” zurückzugreifen: Wenn uns etwas im Leben begegnet, das uns seltsam erscheint, oder wir einen Aspekt des Glaubens nicht verstehen, finden wir in der Bibel eine Antwort auf die Frage, wie es vom Schöpfer ursprünglich gedacht war.

Vielleicht hast Du nichts mit Informatik am Hut – deshalb noch ein weiteres, etwas allgemeineres Beispiel: Auf Englisch gibt es das tolle Wortspiel, bei dem das englische Wort für Bibel (bible) als Abkürzung interpretiert wird: “Basic Instructions Before Leaving Earth”

Das bedeutet so viel wie “grundlegende Anweisungen, bevor man die Erde verlässt” – also so etwas wie eine Bedienungsanleitung für das Leben, das wir hier auf der Erde leben.

Auch das kennt man aus dem Alltag: Der Hersteller eines Haushaltsgeräts oder einer Software, zumindest wenn es ein seriöser Hersteller ist, wird seinem Produkt ebenfalls ein Handbuch beilegen, damit der Nutzer das Produkt reibungsfrei bedienen und bei üblicherweise auftretenden Problemen schnell eine Lösung finden kann.

Wenn schon wir Menschen dazu in der Lage sind, einander solche Hinweise zur Bedienung unserer eigenen Erfindungen zu geben, sollte uns dann nicht auch Gott, der uns Menschen geschaffen hat und es gut mit uns meint, eine Anleitung hinterlassen haben, mit der wir zumindest die für unser momentanes Leben relevanten Punkte verstehen können?

Eine gemeinsame Grundlage

Wir befinden uns in der komfortablen Lage, dass wir jederzeit eine Bibel aufschlagen können, zum Beispiel hier im Internet. Aber nehmen wir für einen Moment an, dass das nicht möglich wäre.

Wenn nun jemand behauptet, Gott hätte ihm gesagt, wir müssten uns an die Nase fassen und dreimal im Kreis hüpfen, um in den Himmel zu kommen, dann hätte niemand die Möglichkeit, zu überprüfen, ob das stimmt. Das Beispiel ist albern, aber tatsächlich gibt es ja Menschen, die religiöse Lehren aufstellen und behaupten, sie hätten sie direkt von Gott, einem Engel, dem Geist eines Verstorbenen oder etwas ähnlichem empfangen.

Nicht immer sind diese Lehren so harmlos wie das Beispiel von gerade eben, und trotzdem gibt es Menschen, die sich davon in den Bann ziehen lassen. Ohne eine klare Grundlage zur Bewertung solcher Lehren verliert sich der Glaube in Beliebigkeit.

Stellen wir uns drei Freunde vor, die in eine fremde Stadt gereist sind. Bei der Stadtführung bekommen sie einen Tipp für das beste Restaurant der Stadt. Am Abend gehen sie durch die Innenstadt und versuchen, das Restaurant wiederzufinden. Aber sie kennen sich noch nicht gut aus, und so kommt es zum Streit, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Heutzutage würde mindestens einer der drei dann sein Handy aus der Tasche ziehen und den Weg zum Restaurant heraussuchen.

Genauso ist für mich nachvollziehbar, dass Gott uns mit der Bibel sozusagen ein “Navigationsgerät” gegeben hat, mit dem wir als Christen prüfen können, ob wir noch gemeinsam auf dem Weg zu unserem Ziel, die Ewigkeit mit Jesus im Himmel zu verbringen, sind.

Die Bibel verstehen

Um die Bibel besser zu verstehen, hat mir vor allem geholfen, die Perspektive zu ändern: Erstmal gehe ich beim Lesen davon aus, dass Gott uns mit dem Text wirklich etwas Wichtiges mitteilen möchte.

Das bedeutet nicht, jeden Satz der Bibel wörtlich zu nehmen – auch Jesus selbst hat oft in Bildern gesprochen, die nicht wörtlich gemeint sind – sondern die vertrauensvolle Haltung einzunehmen, dass es einen Grund gibt, warum bestimmte Dinge so und nicht anders formuliert sind, auch wenn ich sie vielleicht noch nicht verstehe.

Bei vielen “widersprüchlichen” Bibelstellen scheint es immer zwei Möglichkeiten zur Interpretation zu geben: Den Fokus auf die Unterschiede oder den Fokus auf das Gesamtbild zu legen. Nehmen wir zum Beispiel ein Detail aus den Berichten über die Kreuzigung von Jesus:

  1. Über die Verbrecher, die zusammen mit Jesus gekreuzigt wurden, heißt es in Markus 15,32, dass beide Jesus verspotteten. In Lukas 23,40 heißt es aber, dass einer der beiden Jesus verteidigte. Nun könnte man misstrauisch behaupten, dass sich die beiden Berichte widersprechen.
  2. Betrachtet man beide Berichte zusammen, im Vertrauen darauf, dass dahinter eine glaubwürdige Aussage steht, ergänzen sie sich: Zuerst wird Jesus von beiden Verbrechern verspottet. Im Angesicht des Todes kommt einer der beiden zur Besinnung und wendet sich Jesus im Verlauf der Kreuzigung immer mehr zu.

Es gibt viele Websites und Bücher, die sich mit der Erklärung von diesem und weiteren scheinbaren Widersprüche in der Bibel beschäftigen, wie zum Beispiel der Artikel “102 Antworten auf 101 scheinbare Widersprüche in der Bibel” von Karl-Heinz Vanheiden oder das Buch “Fragen, die immer wieder gestellt werden” von Werner Gitt, das inzwischen in 21 Sprachen erhältlich ist.

Diese von Menschen verfassten Erläuterungen sind nicht die absolute Wahrheit, aber sie können nützlich sein, um die Bibel neu zu entdecken. Wenn man sich auf diese Weise näher mit der Bibel beschäftigt, zeigt sich, dass die Texte ein in sich stimmiges Bild zeichnen, bei dem auch Ereignisse ineinander greifen, die über Jahrhunderte auseinanderliegen.